Donnerstag, 11. Juli 2024

Wie geht es weiter mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE)

Wer sich mit dem BGE in den letzten Jahren beschäftigt hat, konnte Menschen kommen und gehen sehen. Immer wieder treffen wir eine Zeit lang Personen, die sich für diesen Kulturimpuls verwenden und dann, diese Haltung wieder abbrechen oder aufgeben. Wie ist das einzuschätzen?

Natürlich können wir aus privaten Gründen eine Aktivität einschränken, weil wir momentan andere Dinge zu erledigen haben oder einfach nicht die Möglichkeit besteht, sich weiter für etwas einzusetzen. Dies ist sicher auch für andere Menschen verständlich und nachvollziehbar. 

Dennoch wirft dies die Frage auf, wie wir uns überhaupt ins Leben stellen.

Ständig sind wir mit privaten Angelegenheiten zugange, die wir für unsere eigene Lebenssituation bedeutsam erachten. Gesundheit, Einkommen, Beziehungen. Wohnsituation, Nahrung. Beruf, Arbeitsplatz, Psyche, etc. All das wollen wir angemessen regeln und verbringen mit diesen Aufgaben einen Großteil unserer Lebenszeit. Und dabei gibt es einen Bereich, den wir oftmals übersehen oder nicht so wichtig erachten und deshalb an andere Personen delegieren. Es ist die Gesellschaftsgestaltung. 

Wer sich mit dem BGE einige Jahre beschäftigt hat, müsste erleben können, dass die Gesellschaftsgestaltung ein sehr wichtiger Bereich ist, auch für das eigene Leben. Denn wir sind ständig mit Umständen konfrontiert, die durch Gesetze und Regeln bestimmt sind, die in unser Privatleben eingreifen und im Bereich öffentlicher Angelegenheiten entschieden sind. Alles, was im Öffentlichen Raum für die Allgemeinheit zu Gesetz und Regel wird, tangiert immer auch unser eigenes Leben. 

Insofern ist es unangebracht zu glauben, man könnte den Bereich der Gesellschaftsgestaltung vernachlässigen und sich überwiegend in das eigene Privatleben zurückziehen. Deshalb ist die Stellvertreter -Demokratie, Parlamentarische Demokratie längst nicht ausreichend, um den eigenen Beitrag in die Gesellschaftsgestaltung wirksam werden zu lassen. Viel besser geeignet ist die Direkte Demokratie. Und das ist der Grund, warum alle Parteien die Direkte Demokratie ablehnen. Denn diese schränkt die Wirksamkeit der Parteien ein und verstärkt die direkte Einwirkung der Bewohner und Bürger. 

Heute werden die Interessen der Bürgerinnen und Bürger nur unzulänglich durch die Parteien abgebildet. Tatsächlich haben wir immer dieselbe Politik, egal was gewählt wird, was dann mit Sachzwängen zusammenhinge.

Für eine Bürgerpolitik ist es aber notwendig, dass die einzelnen Menschen sich mit den Themenfeldern und Aufgaben in der Gesellschaft beschäftigen, und sich sachkundig machen, wie man die Probleme angemessen bewältigen könnte. Das heißt, sie müssen sich Zeit nehmen, um sich in die Bereiche einzuarbeiten. Wenn wir dann zu Ergebnissen unserer eigenen Forschungen und Untersuchungen kommen, sollten wir diese im Anschluss bekanntmachen. Am besten auf der eigenen Internetseite. Dann können sich andere Personen ein Bild davon machen, was ein Mitmensch zu den einzelnen Lebensfeldern denkt und dies vergleichen, mit den eigenen Ansichten. Und auf solchen Grundlagen sind dann Zusammenarbeit -Chancen gegeben und es besteht die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten.

Wenn man sich aber heute die Sozialen Netzwerke anschaut, dann überwiegen Beiträge, in denen die Personen stark verkürzt ihre Überlegungen einbringen und dies oft noch nicht einmal als Bürger, sondern anonym oder geschützt, hinter einer Institutions -Wall. Um bloß nicht auf gleicher Ebene den anderen Bewohnern gegenüberzutreten? 

Eine Vernetzung kann nur gelingen, wenn jede Person für sich aufzeigt und den anderen Menschen deutlich macht, welche Einsichten man sich selbst erarbeitet hat und ob das für andere ein Ansatz wären, zu kooperieren und sich zu verbinden, für einzelne Aktivitäten.

Wer sich also einmal mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen auseinandergesetzt hat, müsste aus dieser Erfahrung heraus dabei bleiben, sich für lebenswerte Gesellschaften zu engagieren. Und das BGE wäre dann ein Aspekt der Zusammenleben -Gestaltung. Dass man sich nach dieser Erfahrung zurückzieht und gar nicht mehr für die Gesellschaft eintritt, ist kaum vorstellbar.