Wer Intoleranz dulden würde, hätte als Ergebnis, die Abschaffung der Toleranz. Deshalb müsse der Tolerante intolerant sein, damit die Toleranz weiterhin geschützt ist.
Welche Sicht ist auf solche Einschätzungen möglich?
- Der Tolerante könnte in seiner Einschätzung nicht objektiv sein, sondern subjektiv. Und damit wäre seine Einschätzung nicht korrekt, sondern fehlerhaft und abzulehnen.
- Und was will der Tolerante gegenüber dem vermeintlich Intoleranten tun, damit die Toleranz erhalten bleibt. Diesen nicht zu Wort kommen lassen? Mit welchen Methoden denn, mit welchen Maßnahmen?
Wenn der vermeintlich Tolerante jetzt mit Gewaltmaßnahmen gegen die vermeintlich Intoleranten vorgehen will, welches Ausmaß dürfen solchen Gewaltmaßnahmen haben? Will man die vermeintlich Intoleranten ins Gefängnis stecken, sie bestrafen, weil sie ihre vermeintliche Intoleranz veröffentlichen wollen?
Je gewalttätiger und restriktiver die Gewaltmaßnahmen sind, mit denen der vermeintlich Tolerante die Toleranz schützen will, um so mehr führt er seine angebliche Toleranz ins Absurde.
Aber, statt über Toleranz zu sprechen, könnten wir aufzeigen, in welchen Gesellschaften wir leben wollen und welche positiven Charakteristika diese haben.
Die Rechte auf freie Meinungsäußerung, Religionsfreiheit, Wissenschaftsfreiheit, Weltanschauungsfreiheit und weiterhin die Rechte auf körperliche Unversehrtheit und existenzielle Sicherheit, dürfen nicht in Frage gestellt und relativiert werden.
Und das sogenanne Toleranz Paradoxon könnte ein erster Versuch sein, diese Grundrechte zu relativieren. Stattdessen müssen die Grundrechte absolut gesetzt sein und dürfen niemals eingeschränkt und ausgeschaltet werden.
Was dabei herauskommt, wenn man Grundrechte und Menschenrechte relativiert, konnte man während Corona erleben, als das Grundrecht auf körperliche Selbstbestimmung relativiert wurde und man es quasi zur Pflicht machen wollte, dass sich alle impfen lassen. An dem Beispiel sieht man, in welche falsche Richtung die Entwicklung gehen kann, wenn die Machtverhältnisse das ermöglichen.
Das Toleranz Paradoxon macht die Tür auf, für schlechte Entwicklungen. Dann will derjenige, der sich selbst als tolerant bezeichnet, dieses Etikett auch dann behalten wollen, wenn er anderen die Grundrechte einschränkt.
Das heißt aber nicht, dass keine Gefahren in allerlei Richtungen bestehen. Wie kann man die Demokratie schützen, wie kann man liberale Gesellschaften erhalten?
Vermeintliche und tatsächliche Intoleranz kann dann im Zusammenleben der Menschen entstehen, wenn die Lebensverhältnisse sehr schlecht sind. So haben wir heute viele Demokratien, die am Ende sind, die jegliches positives Ansehen verloren haben und nur noch vom Glanz der Vergangenheit existieren. Was ist das Schlechte der heutigen Demokratien?
Sie sind unmenschlich gestaltet. In ihnen herrscht der Arbeitszwang für alle und damit unterscheiden sie sich nicht mehr von den echten Diktaturen und totalitären Staaten. Sie sind in dieser Hinsicht genauso schlecht. Aus der miserablen Arbeitsmarkt-, Wirtschafts- und Sozialgestaltung in den Demokratien, erwächst ein Widerstand und ein Unmut in den Bevölkerungen, der sich auch verbal ausdrückt. Die Leute bringen ihren Unmut zurecht gegen die Politiker vor und rechte Tendenzen werden lautstärker. Das deckt sich mit den Erfahrungen in und vor der Nazizeit in Deutschland. Schlechte Lebensverhältnisse können die Menschen radikalisieren.
Statt nun die Gesellschaftsgestaltung zu verbessern, z.B. mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) will man die Unzufriedenen mundtot machen, indem man die Kritik pauschal als Hassreden verunglimpft und Intoleranz gegenüber Kritik rationalisiert und rechtfertigt.
Vielleicht würde sich das Intoleranz Problem von selbst in weiten Teilen erledigen, wenn wir erst einmal für lebenswerte, humane, menschenwürdige Gesellschaften sorgen. Die heutigen Gesellschaften sind schlecht gestaltet und das ist zuallererst der Ausdruck von Intoleranz. Man will alle Leute in den Arbeitsmarkt zwingen und tolerant wäre der Staat, wenn er von diesem Zwang absähe. - Der Staat muss tolerant und human sein, dann färbt das auf die Bevölkerungen ab.
Update:
Ist heute die Welt in die Guten und die Bösen aufgeteilt? Wenn ja, muss gefragt werden, was die Guten von den Bösen unterscheidet. Das Toleranz Paradoxon dient dazu, die Angleichung der Guten an die Bösen (mit den gleichen Methoden, Gewalt und Macht ausüben) zu rechtfertigen.
Aber gut wäre nur derjenige, der die Grundrechte und Menschenrechte in Ruhe lässt und sie nicht anrührt. Wer aber ständig Ausreden hat, warum er schon wieder schlecht handelt, der hat sich im Grunde genommen längst an die andere Strömung angeglichen.
Das ist auch kein Wunder. In totalitären und diktatorischen Staaten, haben die Machthaber, egal, ob sie sich in Parteien organisieren oder anders, immer das Sagen gegenüber der Bevölkerung. Und das mag manchen in den Demokratien erstrebenswert erscheinen. Dann aber, hebt sich die Trennung von Gut und Böse auf und alle sind böse.